Burnout: verbrennen, statt zu brennen

Aus der Traum!

so lautet der Titel eines Theaterstücks über Depressionen und Burn-Out im Profifussball. Der deutsche Autor Holger Schober hat die Geschichte des ehemaligen deutschen Nationalspielers Sebastian Deisler aufgegriffen und sich davon für ein Theaterstück inspirieren lassen. Der talentierte Deisler hatte im Jahr 2007 wegen eines Burn-Out -Syndroms seine Profilaufbahn beendet. (Quelle: Bild.de, 16. September 2011). Burn-Out ist eine kräftefressende, schleichende Krankheit. Die Folge: eine persönliche Verbannung auf die «lange Bank». Das Traurige dabei ist: Burn-Out müsste eigentlich gar nicht sein …

Am Anfang stehen die persönlichen Anforderungen

Wer ausgebrannt ist, hat mal für etwas gebrannt! Burn-Out betroffene Menschen sind beruflich sehr engagiert und «tanzen» oft auch sonst noch auf «verschiedenen Hochzeiten». Hohe Selbstanforderungen und einseitige Ausrichtung auf Arbeit und Leistung sind gefährliche Faktoren. Häufig bleiben das Privatleben und die sozialen Beziehungen auf der Strecke. Berufliche Misserfolge sollen möglichst mit noch mehr Einsatz wettgemacht werden. Getrieben von Angstgefühlen, nicht zu genügen oder einen Fehler zu machen, gehen gefährdete Menschen mit grossen Schritten auf die Einbahnstrasse Burn-Out zu.

Den Joker loslassen

In einem Spiel bedeutet ein Joker in der Regel, einen Vorteil zu haben. Und doch gibt es Situationen, wo dieses vermeintliche Plus zum Nachteil werden kann und man es am besten aus der Hand gibt. Wer ein Burn-Out verhindern will, muss im bildlichen Sinne ab und zu vielleicht genau das tun. Zum Beispiel den maximalen Profit loslassen. Muss man arbeiten bis zum Umfallen oder ist eine einigermassen ausgewogene Work-Life-Balance erlaubt? Betriebe, die ihre Mitarbeiter nicht «verheizen», profitieren von tieferen Ausfallquoten, einer höheren Motivation und weniger Personalwechsel. Welcher Profit nützt Unternehmung und Mitarbeitern letztlich mehr?

Natürliche Grenzen sind ein Schutz

Selbstverständlich kann man die wöchentliche Arbeitszeit erhöhen. Damit ist noch lange nicht garantiert, dass wirklich mehr geleistet wird. Dem menschlichen Körper sind zu seinem eigenen Schutz Grenzen gesetzt. Akzeptieren wir diese nicht, kann es früher oder später zu einem längeren Ausfall kommen. Vielleicht liegt das Problem nicht einmal bei der Arbeitszeit, sondern bei den Prioritäten. Arbeitsabläufe sollten nicht erst im Notfall hinterfragt werden. Niemand profitiert von Arbeiten, die man vereinfachen oder getrost weglassen könnte.

«Ein Volk, das seine Geschichte vergisst, macht immer wieder die gleichen Fehler» lautet ein altes Zitat. Es ist bekannt, dass der Mensch seine Grenzen hat – nur wird diese Tatsache immer wieder gerne verdrängt. Es gilt, eigene und fremde Grenzen zu akzeptieren und Engagement und Tempo immer wieder daran anzupassen. Dass es Zeiten gibt, wo man vorübergehend mehr leisten muss, ist klar. Nur sollten solche Ausnahmen nicht in einen Dauerzustand übergehen.

Der Unterschied: Sich hingeben, statt sich aufzugeben

Erholte Mitarbeiter arbeiten besser, zuverlässiger und machen weniger Fehler. Wer schon einmal das Unternehmen «Google» in Zürich besucht hat, weiss, dass verschiedene Räume zur Erholung eingerichtet sind. Oasen helfen, neue Kraft zu tanken. Das innere Feuer braucht Nahrung – und jeder braucht Zeit zur Entspannung und zum Auftanken, sei es durch regelmässiges Jogging, ein gutes Nachtessen, genügend Schlaf und anderes. Auch soziale Kontakte sind aufbauend und müssen gepflegt werden.

Jede Seele, so viele verschiedene Gesichter sie hat, wird im Leben immer wieder gefordert und angespannt. Grundsätzlich will der Mensch etwas leisten. Aber ohne Entspannung ist keine Hingabe möglich und ohne Hingabe keine gute Arbeit. Der feine Unterschied: Sich hingeben, um zu brennen, statt sich aufzugeben, um zu verbrennen.

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