Entschleunigung: Aufbruch zu bewusstem Leben

Unsere Wirtschaft ist darauf ausgerichtet, immer mehr innerhalb immer weniger Zeit zu leisten. Im Bereich der Technik ist diese Entwicklung durchaus realistisch. Die Möglichkeiten sind noch nicht ausgeschöpft. Beim Menschen ist das anders. Durch Ändern von Verhaltensweisen, Überdenken von Arbeitsabläufen und ähnliche Massnahmen kann die Leistung eines Menschen sicher noch optimiert werden, jedoch nur in einem gewissen Rahmen. Denn körperliche und psychische Grenzen sind gegeben und sollten respektiert werden.

Menschen sind einzigartig

Trotzdem werden sie sehr oft an einem allgemein gültigen Schema gemessen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die Volksschule. Ein allgemeiner Schulplan (der durchaus Sinn ergibt) für Tausende verschieden begabter Kids. Doch nicht jeder kann dasselbe leisten. Viele verschiedene Faktoren beeinflussen die Leistung. Zum Beispiel die Gaben, die körperliche Verfassung oder das soziale Gefüge. Die Familie wird nach wie vor als einer der wichtigsten Orte zum Auftanken beschrieben – zumindest, solange man sich bewusst Zeit für einander nimmt. Dauerhafter Druck und Stress im Beruf kann aber oft nur bewältigt werden, indem man auf persönliche Freizeit verzichtet. Darunter leidet die eigene Persönlichkeit und die Familie. Und genau diese beiden würden ja eigentlich helfen, qualitativ und quantitativ mehr zu leisten. Ein Teufelskreis beginnt…

Was mache ich hier eigentlich?

Diese Frage stellte sich der Österreicher Dieter Williger, als er wieder einmal in Facebook «eine Stunde verdaddelt» hatte. Beim Herumstöbern in Statusmeldungen und Fotos von Menschen in seinem Bekanntenkreis habe er sich manchmal wie ein «Voyeur» gefühlt. Er wollte auch keinen Kontakt aufrechterhalten mit Menschen, die er nie sah (Quelle: zeit.de). Dieter Williger wurde zum Begründer der Webseite «Ausgestiegen.com», einer Webseite für Aussteiger aus dem Zeitfresser Facebook. Facebook ist ein Paradebeispiel für etwas, das aufgrund seiner Nutzerzahlen bzw. «weil es jeder macht» zu überzeugen scheint.

Die Frage «Was bringen soziale Networks wirklich?» ist für Marketingspezialisten provokativ.

Diese sehen darin ein riesiges Potenzial, um Kunden gezielt zu bewerben. Doch muss wirklich die «ganze Welt» wissen, was ich gerade mache und wie es mir geht? Muss ich bei allen «Gefällt mir» Aufforderungen klicken und bei jensten «Gruppen» wirklich dabei sein? Wir stehen dauernd in Gefahr, uns zu sehr an der Quantität, statt der Qualität zu orientieren. Quantität macht das Leben schneller, aber nicht unbedingt lebenswerter. Mehr Kontakte bedeuten nicht, mehr Freunde zu haben. Sie bedeuten mehr Infos, mehr «Verpflichtungen» und damit mehr Aufwand, der unbewusst mehr Druck ausübt. Statt Beziehungen mit 400 «Freunden» oberflächlich zu pflegen, reichen ein paar wenige aus, die sich wirklich für mich interessieren und umgekehrt. Entschleunigung fängt bei mehr Qualität an.

Aufgepasst: Entschleunigung bedeutet keine Vollbremsung oder gar, dass der bisherige Weg ausschliesslich schlecht war. Manchmal ist es einfach ratsam, die Geschwindigkeit zu drosseln. Statt immer mehr Masse lieber mehr Klasse. So ist ein Aufbruch zu bewusstem Leben möglich!

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